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Automatikuhr Teaser

Automatikuhr Icon Die Automatikuhr

Die Philosophie der Automatikuhren

Nun gibt es Leute, die entweder immer wieder vergessen ihre Uhr aufzuziehen oder denen diese Notwendigkeit auf die Nerven geht. Wenn das einhergeht mit einer Abneigung gegen Quarzuhren mit deren inherenten Notwendigkeit, gelegentlich eine Batterie ersetzen zu müssen, dann wären diese Leute am besten beraten, sich eine Automatikuhr zuzulegen. Diese braucht weder einen Aufzug über die Krone, noch einen Batteriewechsel. Wird sie ganz normal im Alltag am Handgelenk getragen, lädt sich ihre Antriebsfeder wie von Geisterhand selbst wieder auf. Wie das geschieht, wird hier gleich ausführlich behandelt werden. Hat man allerdings mehrere Uhren und trägt die Automatik nicht ständig, bleibt sie nach Erschöpfung der angestauten Energie stehen. Es gibt aber eigens ‚Uhrenbeweger‘ genannte Aufbewahrungsboxen, die dafür sorgen, dass eine Automatikuhr auch im ungetragenen Zustand stets aufgezogen wird.

Geschichte der Automatikuhr

Als Erfinder der Automatikuhr wird für das Jahr 1923 der Uhrmacher John Harwood angenommen, ihren Schwung zum selbstständigen Aufzug bezog sie aus einer Pendelschwungmasse im Innern. Bei den Vätern der Armbanduhren, den Taschenuhren, geht der Versuch, einen Selbstaufzugsmechanismus zu integrieren, auf Perrelet im Jahr 1770 zurück. Harwoods Patent von 1924 kam dann ab 1926 in Uhrenserien von Fortis und Blancpain in der Schweiz zum Einsatz. Doch die Entwicklung war hier noch nicht am Ziel angekommen. Der Hersteller Rolex brachte einen umlaufenden Rotor 1931 auf den Markt, unter dem Namen ‚Oyster Perpetual‘, wobei ‚Oyster‘ der Name der Uhrenserie war, in der die Automatik verbaut wurde, vor diesem Datum noch ausschließlich als Aufzugsuhr – zufälligerweise war das auch der Welt erste wasserdichte Uhr. Im Jahr darauf wurde das Arbeitsprinzip des Rotors weltweit patentiert; er konnte in beiden Richtungen um die Mittelachse drehen und dabei die Uhr aufziehen. Nach Auslaufen des Patentschutzes 1948 wurde diese Art Rotor die Mutter aller späteren und heutigen Automatikuhren und fand weltweite Verwendung. Die Pioniere in Deutschland für dieses Uhrenantriebsprinzip waren Anfang der Fünfziger Befora (1951) aus Schwäbisch-Gmünd mit ihrer ‚Bimag‘, Junghans in Schramberg mit seiner J-Serie und Durowe (1952) mit dem Cal. 552 ‚Duromat‘, verbaut in der ‚Super Automatic‘ des Herstellers Primato. Neu kam 1948 eine Entwicklung bei Eterna hinzu in Gestalt der Werke 1198 und 1199 in Uhren der Serie ‚Eterma-matic‘ mit einem patentierten Wechselgetriebe mit federlosen Klinken.

Das Funktionsprinzip bei der Automatikuhr

Der erste Automatikaufzug von Harwood sah aus wie eine Kinderschaukel, der von der einen Seite zur anderen wippte und dabei eine Feder aufzog. Eine solche soll ihn auch auf die Idee gebracht haben. Die zentrisch aufgehängte Pendelschwungmasse der Harwood Automatik rotierte im Winkel von 270 Grad und schlug auf beiden Seiten auf Federpuffer auf, was ihr den Namen ‚Hammer-automatik‘ einbrachte. Leider brachte diese Wirkungsweise auch Verschleiß mit sich. Der Rotor von Rolex im Jahr 1931 brauchte keine Puffer für die Schwungmasse mehr und wartete mit einem 360 Grad Vollkreisumlauf auf. Uhren, die auf dem Kaliber Felsa 692 fußen, welches 1942 als Patent dazukam, besitzen einen mechanischen Umschalter auf der Grundlage von Zahnrädern für die Polarisierung der Bewegungen des Rotors, der in beide Richtungen drehen und aufziehen kann. Dieses Werk trägt den Namen ‚Bidynator‘. Am häufigsten wird Ihnen aber heute das ehemalige Patent von Rolex in Modifikationen der Entwicklung von 1931 begegnen, der ‚Oyster Perpetual‘. Allen genannten Automatikuhren ist das Funktionsprinzip unabhängig von der Ausformung der Schwungmasse und ihrer Umsetzung in gespeicherte Energie zu eigen, wonach ein bewegliches Gewicht durch alltägliche Bewegungen des Arms und der Hand ihres Trägers in Bewegung gesetzt wird, indem kinetische Energie darauf einwirkt. Etwas ist dabei auch die irdische Schwerkraft involviert. Diese Bewegung der Schwungmasse wird mechanisch umgesetzt in ein Spannen der Antriebsfeder des Werkes, welches dann wie bei jeder Aufzugsuhr auch die angespannte Feder nutzt, um das Räderwerk, unterteilt in abgesteckte Impulse durch die Ankerhemmung, anzutreiben. Ein Reduktionsgetriebe unterdessen wandelt schnelle Rotorbewegungen in langsamere mit höherem Drehmoment zum eigentlichen Federspannen.

Überblick über einige Automatik-Uhrwerke

Automatikuhren stehen im Ruf, genauer zu gehen als mechanische Uhren, weil sie seltener so weit entspannt wird, dass die verbleibende Federspannung abnimmt. Gegen Überdrehung (oder ‚Überspannung‘) gibt es in Gestalt der Rutschkupplung eine Vorsichtsmaßnahme bei Erreichen des Aufzugsmaximums. Sollte aus irgendeinem Grund die Armbewegung ausbleiben oder nicht genügen, kann man die meisten Automatikuhren auch manuell über die Krone aufziehen. Die Gangreserve sollte über 35 Stunden bis zum Doppelten betragen. Zu den weit verbreiteten und beliebten Automatik-Uhrwerken gehört das ETA SA 2824 Kaliber vom Swatch-Konzern. Wenn das Werk mit 5 Hertz schwingt, gehört es zur Familie der ‚Hi-Beat‘ Werke wie in der Longines Ultrachron oder Zenith El Primero. Ein Hybridtyp zwischen Quarzuhr und Rotor-Automatikuhr ist das Autoquarz-Uhrwerk. Es kommt auf dieselbe Weise durch Bewegungen des Arms zu Rotorbewegungen, die aber einen elektrischen Generator aufladen. An diesem hängt ein Akku hängt zur Versorgung des Quarzwerks mit Energie. Valjoux 7750 ist ein Automatik-Chronographenkaliber aus den Siebzigern, dessen Rotor lediglich in eine Richtung aufzieht. Das Konzept des Konstrukteurs Edmond Capt ist zwar einfacher, aber auch sehr zuverlässig und servicefreundlich, weshalb es bis heute ein Erfolgsuhrwerk ist. Seit 1994 kommt die Uhrwerkfamilie der 3000er Serie von Girard Perregaux hinzu, mit einem Kugellagerrotor in einer Drehrichtung und ohne Wechselgetriebe. Der Streit zwischen Verfechtern des einseitigen oder bidirektionalen Rotortypus hält bis heute an. Das 975 ‚Autotractor‘ von Jaeger-LeCoultre von 2004 und das Kaliber 324 von Patek Philippe gehören zu ersterer Fraktion.

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